Der deutsche Markt für Papier-, Büro- und Schreibwaren (PBS) stand 2024 vor vielschichtigen Herausforderungen. Die Branche kämpft mit Inflation, Digitalisierung und verändertem Konsumverhalten. Doch der Wandel bietet auch Chancen. Wie reagieren Handel und Hersteller auf die veränderten Rahmenbedingungen? Und wo liegen die Möglichkeiten für ein nachhaltiges Wachstum?

Mit einem Umsatzvolumen von 12,5 Milliarden Euro ist der PBS-Markt ein bedeutendes Segment im deutschen Einzelhandel. Doch die Zahlen für 2024 zeigen einen Abwärtstrend: Wie der Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS) mitteilte, sank der Gesamtumsatz um 4,8 Prozent. „Besonders betroffen sind die Sortimente Kalender und Grußkarten mit einem Minus von 10 Prozent sowie Verbrauchsmaterialien und EDV-Zubehör, die um 8,5 Prozent zurückgingen“, unterstreicht Volker Jungeblut, Geschäftsführer des Verbands der PBS Markenindustrie. Auch klassische Segmente, wie Schreibgeräte und Büroplatzzubehör (-2,0 Prozent), Spezialpapiere (-4,7 Prozent) sowie Briefumschläge und Archivierungslösungen (-3,2 Prozent), verzeichneten laut HBS Rückgänge.

Der Einzelhandelsumsatz im Bereich Schulbedarf lag 2024 bei rund 702 Millionen Euro.
Quelle: Deutscher Handelsverband (HDE)

Die Ursachen sind vielfältig. Die anhaltend schwache Konjunktur und die branchenübergreifend getrübte Zukunftserwartung drücken laut HBS auf die Kauflust der Verbraucher. „Hinzu kommt die hohe Inflation, die zu deutlichen Preissteigerungen führte. Konsumenten reagieren mit erhöhter Preissensibilität und Kaufzurückhaltung“, bekräftigt Jungeblut. 

Homeoffice-Boom vorbei

Einen weiteren Faktor sieht Jungeblut im Sättigungseffekt im Bereich Büroeinrichtung. Während der Pandemie investierten viele Haushalte in die Ausstattung des Homeoffice. Inzwischen sei dieser Bedarf größtenteils gedeckt. Die Mitarbeiter sind weitgehend ins Büro zurückgekehrt. 

Ein Lichtblick ist unter anderem die fortschreitende Digitalisierung. Einerseits zeigt sie sich als Herausforderung für die Branche, denn die Nachfrage in klassischen Produktgruppen sinkt – weniger Papeirbedarf, weniger Bedarf an traditionellen Büroartikeln. Andererseits bietet die Digitalisierung vielfältige Möglichkeiten. Innovative Produkte für digitales Arbeiten, smarte Schreibgeräte oder nachhaltige Lösungen für die Schule werden laut HBS zunehmend nachgefragt.

Zwar war die Zahl der Einschulungen im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren leicht rückläufig, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Doch der Schulstart bleibt nach wie vor ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die PBS-Branche. Der Einzelhandelsumsatz lag im Jahr 2024 bei rund 702 Millionen Euro allein im Bereich Schulbedarf – ein klares Zeichen für die Relevanz dieses Segments. Für 2025 rechnet der Handelsverband Deutschland, HDE, mit einem Umsatz von 725 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 3,3 Prozent entspricht.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

Ein zentrales Thema am POS bleibt die Nachhaltigkeit, wie Volker Jungeblut hervorhebt. Vor allem bei jüngeren Shoppern ist dieses Thema relevant. Auch der HBS sieht diese Tendenz. Konsumenten sind zunehmend informiert, kritisch und anspruchsvoll. Sie erwarten umweltfreundliche Materialien, faire Produktionsbedingungen und Transparenz. „Gerade jetzt kann der Fachhandel mit Kompetenz und Qualität punkten. Beratung und Spezialisierung werden wichtiger denn je“, so Jungeblut. Aber auch die Markenhersteller folgen diesem Trend. Wie Statista mitteilt, konnten sich große Branchenunternehmen wie Leitz, Acco, Edding, Lamy oder Moleskine nach den Einbrüchen der Corona-Jahre wieder stabilisieren und setzen nun verstärkt auf nachhaltige Produktlinien.

Volker Jungeblut, Geschäftsführer Verband der PBS-Markenindustrie. Foto: Verband der PBS-Markenindustrie

Für das Jahr 2025 wird mit einem Umsatzzuwachs im Bereich Schulbedarf von 3,3% gerechnet.
Quelle: Deutscher Handelsverband (HDE)

Der PBS-Markt ist mit einem Umsatzvolumen von 12,5 Milliarden Euro ein bedeutendes Segment im deutschen Einzelhandel.
Quelle: Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS)

Herausforderungen als Chance begreifen

Die PBS-Branche steht vor großen Heraus­forderungen, aber auch vor neuen Chancen. Die Digitalisierung verändert die Nachfrage, Nachhaltigkeit wird zum Muss, und der Schulstart bleibt ein Umsatzgarant. Der Fachhandel kann mit Beratung und Qualität punkten, vor allem, wenn er sich auf veränderte Shopperbedürfnisse einstellt. „Wer flexibel bleibt und Innovationen offen gegenübersteht, kann auch in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich sein“, so Jungeblut abschließend.