Seit den 1960er Jahren ist das Shop-in-Shop-Konzept eine relevante Business-Lösung im Einzelhandel. Ursprünglich als Strategie zur Schaffung spezialisierter Verkaufsflächen in großen Kaufhäusern gedacht, hat sich dieses Konzept im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist heute in einer Vielzahl von Handels-kanälen präsent. Doch wie steht es um die Relevanz dieses Modells in der modernen Handelswelt? Ist Shop-in-Shop tot? Diese Frage kann mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden.

Selbst im E-Commerce wird das Shop-in-Shop-Prinzip verstärkt aufgegriffen, was sich beispielsweise an den umfangreichen Markenshops innerhalb von Plattformen von Branchengrößen wie Amazon und Zalando ablesen lässt. E-Commerce-Anbieter nutzen Shop-in-Shop-Modelle nicht nur als Verkaufsstrategien, sondern auch, um den Kunden ein konsistentes Markenerlebnis zu bieten. Während Amazon beispielsweise separate Bereiche für verschiedene Marken erstellt, ermöglicht dies den Unternehmen, ihre Produkte in einem ansprechenden und thematisch kohärenten Umfeld zu präsentieren.

Shop-in-Shop ist omnipräsent

Shop-in-Shop-Systeme sind in so gut wie jedem Handelskanal zu finden, von Drogerien und Apotheken über DIY-Märkte bis hin zu Sportartikelgeschäften, Spielwarenläden, Bekleidungsgeschäften, Möbelhäusern, Parfümerien, Buchhandlungen, Elektronikmärkten und mehr. In diesen Bereichen haben sich Shop-in-Shop-Konzepte als Standard etabliert. Und selbst Discounter wie Aldi Süd und Aldi Nord bieten seit 2022 eine Art Shop-in-Shop-Lösung an, und zwar in ihrer Backwelt. Dort ergänzen regionale Bäckereien das Standardsortiment und treten auch mit ihrer Marke sowie ihrem Logo in Erscheinung. Zugegeben in engen Grenzen, aber das Hervorheben lokaler Bäckereien kommt einem Paradigmenwechsel gleich.

- Anzeige -

Darf der das?

Die Hintergründe für den Erfolg und die Verbreitung von Shop-in-Shop-Konzepten sind vielfältig. Ein zentrales Element ist das Zusammenspiel zwischen Retailer und Marke. Das beginnt bereits bei der Ausstattung der Shop-in-Shop-Systeme! Klassischerweise legt der Retailer den zu bespielenden Raum fest, in dem sich die Marke entfalten kann. Materialität der Möbel, Layout, Raumaufteilung, Beleuchtung, Warenpräsentation, interaktive Elemente mitsamt IT-Infrastruktur und Kundenführung sind Fragen, die zwischen Retailer und Marke entschieden werden. Hinzu gesellen sich Abmachungen hinsichtlich Warenlogistik und Warenreplenishment. Also wer stellt Personal, Promoter, Regalauffüller oder Mitarbeiter für das Anpassen wechselnder Produktpräsentationen? Die Vereinbarungen variieren je nach Konzept erheblich.

Praxisbeispiele aus dem LEH

Drei Beispiele für erfolgreiche Shop-in-Shop-Konzepte im LEH finden sich bei Tchibo, Budni und Depot im Lebensmitteleinzelhandel. Tchibo ist mit seinem Shop-in-Shop-System in so gut wie jeder LEH-Filiale vertreten und ist sozusagen das Role Model für die Distribution im Lebensmitteleinzelhandel. Seit 2023 integriert die Drogeriemarktkette Budni unter dem Claim budni beautybox ein Shop-in-Shop-Format in Edeka-Filialen. Der Vorteil für den Händler: Zugriff auf ein Sortiment von bis zu 8.500 Artikeln und ein modular aufgebautes Inselkonzept mit einer Fläche von 140 bis 180 Quadratmetern. Depot hat sich ebenfalls im Lebensmitteleinzelhandel einen Namen gemacht, indem es ansprechende Shop-in-Shop-Konzepte in zahlreichen Rewe- und Edeka-Filialen integriert hat. Diese Formate werden in der Regel von Depot gestaltet und die Warenverfügbarkeit durch Depot selbst gewährleistet wird. Meist platziert im Eingangsbereich, sorgt die Fläche für eine Shopperaktivierung, indem hier ansprechend, inspirierende und saisonal wechselnde Produktangebote bereitstellt werden. Diese Angebote sorgen dafür, dass Shopper aktiv nach neuen Inhalten und Ideen für ihr Zuhause suchen, was die Interaktion mit dem Shop-in-Shop-Bereich intensiviert und das Einkaufserlebnis im gesamten Store dynamischer gestaltet.

Das Shop-in-Shop-Konzept ist ein dynamisches und anpassungsfähiges Modell, das sich an die aktuellen Bedürfnisse des Handels anpasst. Die Synergien zwischen Retailer und Marke sind dabei ausschlaggebend für den Erfolg, um Reichweite zu maximieren und das Einkaufserlebnis für Shopper zu optimieren. Das Shop-in-Shop-System ist somit alles andere als obsolet; es bleibt ein zentrales Element und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft.