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Bernd Neumaier über moderne Lösungen und Herausforderungen
Der Weg zur optimalen Regalpflege
Regalordnung, Warenpräsentation und Category Management sind ineinander greifende Disziplinen. Die Aufplanung eines Regals unter Category-Management-Gesichtspunkten ist eine komplexe Aufgabe. Die Kür ist jedoch, in der Praxis auf der Verkaufsfläche ebendieses Planogram auch dauerhaft umzusetzen. Hierfür gibt es Hilfestellungen.
Im Gespräch mit display nimmt Bernd Neumaier, Area Director Central Europe HL Display, die Lage der Warenpräsentation im deutschen Einzelhandel unter die Lupe. Er beschreibt die Herausforderungen der Regalpflege und die Rolle von innovativen Systemen wie manuellen Warenvorschüben und automatisierten Lösungen. Neumaier betont die Wichtigkeit eines strukturierten Ansatzes zur Regalordnung und deren Einfluss auf die Verkaufsperformance, insbesondere in Zeiten von Personalengpässen.
display: Wenn wir auf die aktuelle Situation im Bereich Warenpräsentation und Regalmanagement hierzulande schauen, was fällt Ihnen dabei auf?
Bernd Neumaier: Die aktuelle Situation in der Warenpräsentation und Regalpflege im Retail ist gemischt. In Deutschland nutzen viele Einzelhändler noch traditionelle Methoden ohne spezielle Hilfsmittel. Aber es gibt auch immer mehr Händler, die sehr innovativ agieren und den Einsatz von Shelf-Management und Automatisierung forcieren. Hard-Discounter setzen oft auf pragmatische Lösungen, wie die direkte Präsentation auf Palette. Mein Eindruck: In der Fläche sind andere Länder deutlich weiter. Aber egal wie und was, die Herausforderung bleibt, dass die Regalpflege aufgrund von Personalengpässen oder anderen Wirdirgkeiten des Alltags zurücksteht hinter anderen Tasks. Insbesondere in den Spitzenzeiten führt das zu ungeordneten Regalen und Ausverkaufsituationen (Out of Stock) mit der Konsequenz, dass weniger verkauft wird, als möglich wäre.
display: Inwieweit unterstützen Shelf-Management-Systeme oder Automatisierung den Händler in der täglichen Regalpflege? Können Sie uns näher erläutern, was Sie damit meinen?
Bernd Neumaier: Sicher! Es ist erwiesen, dass top gepflegte Regale den Absatz ankurbeln. Heerscharen von Category Managern entwerfen Planogramme, in denen minutiös die Regalbestückung hinsichtlich Abverkauf-Performance geplant wird. Ich möchte an dieser Stelle nicht tiefer in das Thema Category Management eintauchen, aber nur so viel: Sind die Verkaufsregale nicht aufgeräumt, also die Ware frontiert oder gar Out-of-Stock Situationen vorhanden, sinkt die Performance deutlich. Um dem entgegenzuwirken, gibt es mannigfaltige Lösungen.

display: Können Sie diese erläutern?
Bernd Neumaier: Sehr gerne! Wichtig ist mir an dieser Stelle jedoch erst einmal das Klären von grundlegenden Begriffen zum Thema Regalordnung und Regalpflege. Insbesondere da wir immer wieder feststellen, dass KI-gestützte Antworten häufig nicht präzise genug sind oder gar in die Irre führen. So wird beispielsweise von ChatGPT bereits das einfache Trennwand- und Schienensystem fälschlicherweise als Warenvorschub bezeichnet. Deshalb möchte ich dieses Thema systematisch erläutern. Hierfür verwende ich eine 4-Stufen-Systematik.
Die erste Stufe des Regalmanagements bezeichne ich als „Präsentation und Regalpflege ohne Warenordnungssysteme“! Das betrifft in Deutschland den überwiegenden Teil der Warenpräsentation, die ohne Einbauten und Hilfsmittel im Regal erfolgt. Beispiele sind das Ausschachteln der Ware und Einsortieren ins Regal, aber auch die Präsentation im Transport- beziehungsweise Verkaufskarton, auch als Shelf-Ready-Packaging bezeichnet.
Die zweite Stufe zeichnet sich durch den „Einsatz von Fachteilern“ aus, auch Warentrenner oder Trennscheiben genannt. Damit entsteht eine geordnete Warenplatzierung, was eine präzisere Preisauszeichnung ermöglicht. Das Auffüllen und Frontieren wird erleichtert. Ebenso wird die Sichtbarkeit erhöht und das Handling für den Kunden vereinfacht.
Als dritte Stufe bezeichne ich „manuelle Warenvorschübe“ (per Hand). Diese „manual facing devices“ sind neu und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Insbesondere in den Bereichen Wein, Spirituosen sowie für Ware in Dosen- und Gläsern. Federkraftgetriebene Vorschübe – dazu gleich mehr – stoßen hier oft an ihre Grenzen, da gestapelte Ware, wie beispielsweise Getränkedosen, mittels federkraftgetriebener Vorschübe nur schwer frontierbar sind. Meiner Meinung nach sind diese manuellen Warenvorschübe ein Geheimtipp im Markt. Sie sind wartungsfrei, haben eine hohe Flexibilität und erlauben ein schnelles und kontrolliertes Frontieren der Ware, selbst beim Doppelstapeln von Dosen.
Die vierte Stufe sind „federkraftgetriebene Warenvorschübe“ oder manchmal als automatisierte Regalpflege bezeichnet. Seit der Jahrtausendwende im Einsatz, sind sie das Nonplusultra in der Regalpflege, da die Frontierung der Ware automatisch erfolgt, also ohne Personal. Damit die Sichtbarkeit der Ware jederzeit gewährleistet ist, was den Warendruck erhöht und somit positive Verkaufseffekte mit sich bringt. Die Systeme bestehen meist aus einem Führungsprofil und einem Frontanker zur Befestigung des Warenvorschubs sowie des Fachteilers. Zudem sind sie mit IoT-fähigen Systemen ausstattbar, um untypische Warenbewegungen wie Diebstahl zu erfassen oder in Dashboards den Abverkauf auszuwerten.
display: Verstehe, das ist eine nachvollziehbare Systematik hinsichtlich möglicher Regalordnungssysteme. Wo sehen Sie derzeit das größte Potenzial?
Bernd Neumaier: Definitiv in der dritten Stufe mit den manuellen Vorschubsystemen. Zugegeben ist das eine Zwischenlösung, aber sie wird meiner Ansicht nach der komplexen Situation auf der Handelsfläche am besten gerecht. Da diese Lösung einfach in der Anwendung und wartungsfrei ist. Das Personal vor Ort in der Filiale kommt damit im Nu klar, was ich als sehr wichtig erachte. Und das eigentliche Ziel, ein aufgeräumter Regallook, lässt sich schnell im Vorbeigehen erledigen. Das freut, den Marktleiter, das Category Management und die Kasse zugleich.
display: Vielen Dank für das Gespräch!
