Rack & Schuck entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten von einem Faltschachtel-Generalisten zu einem Spezialisten für POS-Displays. Geschäftsführer Jürgen Bichelmeier beleuchtet rückblickend die Herausforderungen und Chancen dieser Spezialisierung und erklärt, warum Haptik am POS in Zukunft mehr denn je zählt.

Ein 125-jähriges Bestehen feiern nur wenige Unternehmen. Der Displayproduzent Rack & Schuck aus Mannheim hat dies kürzlich erreicht. 125 Jahre Unternehmensgeschichte bedeuten natürlich jede Menge Anekdoten, Erinnerungen und Geschichten. Bei einem inhabergeführten Unternehmen gehört ebenso eine tiefe Verbundenheit der handelnden Personen dazu, denn ohne deren Einsatz, Wille und Mut wäre es oft anders gekommen.
Diese Verbundenheit merkt man Jürgen Bichelmeier, Inhaber und Geschäftsführer von Rack & Schuck an. Noch vor Beginn des Interviews mit display präsentiert Bichelmeier stolz die ersten Schriftsätze und Werbeprospekte der Rack & Schuck Kartonagen-Fabrik aus den Anfangszeiten rund um die Zeitenwende vom 19. ins 20. Jahrhundert. Beispielsweise das handschriftlich angelegte Angebot über 5.000 Zigarrenschachteln inklusive Banderolen und Einlegepapiere aus dem Jahr 1901, welches Bichelmeier sorgfältig und fachmännisch einrahmen ließ. Es ziert nun die Büroräume am Unternehmensstandort in Mannheim. „Viel ist leider nicht übrig geblieben aus diesen Zeiten“, gibt Bichelmeier zu erkennen, dass er gerne mehr Originale anlässlich des Jubliäums präsentieren würde. Zwar sei sei das Unternehmen stets inhabergeführt gewesen, aber insbesondere der Zweite Weltkrieg traf das Unternehmen schwer, sodass nicht viel zum Archivieren übrig blieb. Und der Wechsel der Inhaberschaft von der Gründerfamilie Rack hin zu seinem Vater Hans Bichelmeier in den Wirtschaftswunder-jahren der Bundesrepublik sorgte für zusätzlichen Schwund im bereits spärlich besetzten Unternehmensarchiv. Seit 1989 leitet nunmehr Jürgen Bichelmeier – und darauf ist er stolz – erst als vierter Geschäftsführer innerhalb von 125 Jahren die Geschicke des Unternehmens. Diese 35 Jahre geschäftigen Führens sind das zweite Jubiläum, welches es in 2024 zu feiern gilt. Im Interview mit display verrät Bichelmeier, wie sein Blick auf 125 Jahre Unternehmen und seine 35 Jahre Geschäftsführertätigkeit ausfallen.

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display: Herr Bichelmeier, 125 Jahre Rack & Schuck mit Ihnen als Geschäftsführer in den vergangenen 35 Jahren. War Ihnen dieser Weg vorgezeichnet?

Jürgen Bichelmeier: Nein, überhaupt nicht. Als Kinder spielten mein Bruder und ich oft samstags im elterlichen Betrieb, es galt ja noch die Sechstagewoche. Insofern waren wir vertraut mit allem, aber vorgezeichnet war da nichts. Mein Bruder hatte sowieso andere Interessen und es zog ihn in die Welt international operierender Unternehmen. Ich selbst wusste nach dem Abitur, wie so viele vermutlich auch, nicht so recht, was ich machen sollte. Mein Vater empfahl mir, ein Studium zu absolvieren, mit dem ich etwas in der Firma anfangen könnte. Und falls es mir nicht zusagen würde, könne ich danach ja noch was anderes machen. Also begann ich in München ein Ingenieurs-studium der Papier- und Kunststoffverarbeitung. So nannte man damals das verfahrenstechnische Studium der Verpackungstechnik. Aber selbst von da an, stand nicht fest, ob ich in das Unternehmen meines Vaters einsteigen würde. Nach dem Studium absolvierte ich ein Praktikum in den Vereinigten Staaten bei einem Faltschachtel-hersteller und arbeitete anschließend bei Freund Verpackung. Nachdem der Prokurist meines Vaters plötzlich verstarb, stand die Frage im Raum, ob ein neuer Prokurist eingestellt werden soll oder ob ich das nicht machen möchte. Ich entschied mich für letzteres.

display: Wie war es gemeinsam mit dem Vater das Unternehmen zu leiten?

Jürgen Bichelmeier: Sehr gut! Als Vater-Sohn-Tandem arbeiteten wir über zehn Jahre zusammen. Mein Vater stellte nie meine Entscheidungen infrage. Er hat mich machen lassen.

display: Nun sind Sie 35 Jahre Geschäftsführer eines Faltschachtel- und Displayherstellers. Wenn Sie diesen Zeitraum Revue passieren lassen, was hat sich alles verändert?

Carl Rack (links) und Joseph Schuck (rechts)  gründeten 1899 das Unternehmen Rack & Schuck. Bereits nach wenigen Jahren verließ Joseph Schuck das Unternehmen. Foto: Rack & Schuck

Jürgen Bichelmeier: Die eigentliche Produktions-technik im Bereich Faltschachtel und Display mit Stanzen, Leimen, Kleben uns so weiter ist im Grundsatz dieselbe, jedoch deutlich ausgereifter, präziser und mit einer deutlich höheren Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die Anfänge der Digitalisierung haben sich bereits in den 1980er Jahren vollzogen, wenn ich an CAD-Anwendungen, Produktionsplanung und dergleichen denke. Seitdem etabliert sich die Digitalisierung immer umfassender in den Workflows und Prozessen. Veränderungen gab es vielmehr im Geschäftsmodell: Waren Faltschachtel- und Display-Hersteller vor 35 Jahren noch eine Art Generalist mit einer breiten Produktpalette, so hat sich dies deutlich gewandelt. Viele Unternehmen haben sich entweder in Richtung Faltschachtel oder in Richtung Display entwickelt. Beides unter einem Dach ist meines Erachtens heutzutage kaum mehr möglich, weil der benötigte Maschinenpark, die Auftragsorganisation, die Logistik und die Arbeitsabläufe sehr verschieden sind. Das an einem Standort zu vereinen, ist sehr fordernd. Rack & Schuck hat sich für den Pfad Entwicklung und Herstellung von Displays entschieden.

„Ein Display ist mehr als die mengenmäßige Zusammenfassung von Aktionsware. Das Markenversprechen muss mit dem Display an den POS transportiert werden.“

Jürgen Bichelmeier, Geschäftsführer Rack & Schuck

Foto: Rack & Schuck

display: Wie bewerten Sie aus Ihrer Sicht die Zukunft als Entwickler und Hersteller von POS-Materialien?

Jürgen Bichelmeier: Der Schlüssel für die Zukunft liegt, wie in der Vergangenheit auch, in den Anforderungen und Entwicklung unserer Kunden. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir als Unternehmen Rack & Schuck sehr stark mit der Marke Lamy zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit hat uns zum Aufbau eines enormen Know-hows im Marktsegment Papier, Büro und Schreibwaren (PBS) verholfen. Wir verstehen, was unser Kunde hinsichtlich Design und Formsprache möchte und wissen dies mit den speziellen Anforderungen dieses besonderen Marktes zusammenzubringen. Solche Kompetenzen haben wir ebenfalls für die Branchen Pharma, Kosmetik, Lebensmitteleinzelhandel, Spielwaren und Non-Food aufbauen können. Aber all war und bleibt uns als Unternehmen nur mit engagierten und gut ausgebildeten Mitarbeitern möglich. Dank jahrzehntelanger konsequenter Ausbildung verfügt Rack & Schuck über ein gutes Fundament. Und das gilt es beizubehalten.

display: Vor welchen Herausforderungen steht Rack & Schuck sowie die gesamte Branche?

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Jürgen Bichelmeier: Als besonders fordernd empfinde ich insbesondere die regulatorischen Themen. Meine ersten Erfahrung damit war 1991 die Verpackungsverordnung unter dem damaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Die Verunsicherung war in der Zeit groß. Was im Einzelnen wie reguliert werden soll, war eine Zeit lang ungewiss. Die Faltschachtel, also die Verpackung? Klar! Das Display? Schluss­endlich nicht. Ähnliche Fragestellungen wiederholen sich derzeit. Sei es mit der EU-Verpackungsverordnung oder die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten. Unklarheiten sorgen für Zurückhaltung bis hin zu Verschiebungen im allgemeinen Marktgeschehen. Da ist ein vertrauensvolles Miteinander mit unseren Kunden und Lieferanten gefragt. Gott sei Dank arbeiten die Branchenverbände stets mit Hochdruck daran, frühzeitig Klarheit zu schaffen.

display: Wie sehen Sie die Zukunft von Displays und Promotions am staionären POS?

Jürgen Bichelmeier: Durchweg positiv! Haptik schlägt Optik, das gilt nach wie vor. Und auch Displays lösen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr denn je einen Kaufimpuls aus, wenn sie ein verführerisches, dreidimen-sionales Versprechen darstellen. Das mag banal klingen, ist aber ein überaus wichtiger Aspekt. Denn ein Display ist mehr als die mengenmäßige Zusammenfassung von Aktionsware. Das Markenversprechen muss mit dem Display an den POS transportiert werden. Wird dies berücksichtigt, sind Promotions erfolgreich und was erfolgreich ist, wird stets fortgeführt.

display: Und wie sieht die Zukunft des Familienunternehmens Rack & Schuck aus?

Jürgen Bichelmeier: Ob innerhalb der Familie eine Fortführung von Rack & Schuck erfolgt, wird sich zeigen. Ansätze hierzu gibt es.

display: Alles Gute für die nächsten 125 Jahre!

Meilensteine des Unternehmens

1899: Gründung von Rack & Schuck durch die Buchbinder Carl Rack und Josef Schuck. Beginn der Herstellung von Industriekartonagen und hochwertigen Verpackungen mit Fokus auf das B2B-Geschäft.

1900er Jahre: Trennung der beiden Gründer; Carl Rack führt das Unternehmen allein weiter und erweitert das Produktsortiment um Pelz-, Zylinder- und Muffkartons, Schachteln für Kerzen und Strümpfe, Tragetaschen und Karteikästen.

1940er Jahre: Generationenwechsel im Unternehmen von Gründer Carl Rack hin zum Sohn Rudolf Rack. Trotz schwerer ­Schäden im Zuge des Zweiten Weltkriegs bleibt das Unternehmen aktiv und übersteht Marktturbulenzen.

1950er Jahre – Wirtschaftswunderjahre: Nach dem Tod von Rudolf Rack, Sohn des Unternehmensgründers Carl Rack, übernimmt Hans Bichelmeier das Unternehmen von der Witwe sowie der Schwester des Verstorbenen. Innerhalb eines Jahres verdoppelt er die Zahl der Mitarbeiter und führt das Unternehmen mit geschickten Entscheidungen und Investitionen weiter.

1989: Jürgen Bichelmeier, Sohn von Hans Bichelmeier, übernimmt das Unternehmen und führt die erfolgreiche Tradition fort. Unter seiner Leitung setzt Rack & Schuck auf maßgeschneiderte POS-Lösungen und innovative Technologien, um den sich wandelnden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

2024: Rack & Schuck feiert 125-jähriges Jubiläum, und bleibt seiner Zielsetzung treu, kreative und funktionale Verpackungs- und Displaylösungen zu bieten, die auf Differenzierung, Kosteneffizienz und Convenience beruhen.